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PRESSESCHAU: Die Selbstkritik vor dem Saisonhighlight (ZT Online)

Der 18-jährige Sinisha Lüscher (Schwingklub Olten-Gösgen) und der Umgang mit dem ungewohnten Rampenlicht.


Im Januar 2025 wird Sinisha Lüscher erst 19 Jahre alt. Dennoch hat man bei ihm das Gefühl, er sei schon jahrelang in der Schwing-Szene unterwegs. Tatsache ist: Der Aargauer, der für den Schwingklub Olten-Gösgen in die Zwilchhosen steigt, ist an jedem Fest eine Attraktion und hat das Potenzial, zu einem Publikumsliebling zu avancieren.


Der Fokus bringt aber nicht nur Vorteile mit sich. Wer öfter im Mittelpunkt des Interesses steht, wird früher oder später auch die Schattenseiten der Publizität erleben. Bei Sinisha Lüscher war dies in den letzten Wochen gleich doppelt der Fall. Am Basellandschaftlichen Kantonalen Schwingfest in Pratteln sorgte der Müheler für negative Schlagzeilen, weil er sich vor einem Kampf zu viel Zeit ließ und arg verspätet auf dem Schwingplatz erschien.


„Ich habe ein paar hinter die Löffel gekriegt“, sagt er. Dann geriet er in die Bredouille, weil sich bei ihm während des Nordwestschweizer Schwingfests in Lausen BL an der Hose ein Klebestreifen löste, der das Logo eines Sportartikelherstellers abdecken sollte. Im Schwingsport herrschen diesbezüglich ganz strikte Regeln. Wer dagegen verstößt, kann schnell drakonisch bestraft werden. Sinisha Lüscher hatte Glück und kam mit einer Verwarnung glimpflich davon. Es war jedoch eine Geschichte, die in der ganzen Szene für Gesprächsstoff sorgte.


„Ich hätte nicht gedacht, dass diese Geschichte für solche Schlagzeilen sorgt“, zeigt sich Lüscher erstaunt. Auch die Diskussionen um sein spätes Erscheinen sieht er mit gemischten Gefühlen: „Ich bin sicher nicht der Schwinger, der sich immer zuerst bei den Kampfrichtern anmeldet. Ich finde aber, dass ich mich diesbezüglich gebessert habe. In besagtem Fall in Pratteln ist punkto Kommunikation einiges schief- und unglücklich gelaufen.“ Trotzdem zeigt sich Sinisha Lüscher selbstkritisch: „Ich habe ein paar hinter die Löffel gekriegt von meinen Leuten und werde aus den Vorfällen die nötigen Lehren ziehen. Ich will auf keinen Fall mehr wegen solcher Zwischenfälle wahrgenommen werden.“


Auch am Sonntag in Appenzell, anlässlich des Jubiläumsschwingfests, wird Sinisha Lüscher wieder zu den Figuren gehören, die das Interesse der Zuschauer auf sich ziehen. Dass er zum Kreis der besten 122 Schwinger aus der ganzen Schweiz gehört, die am Saisonhöhepunkt teilnehmen dürfen, erfüllt den Teenager mit Stolz. „Ich bin sehr glücklich, dabei sein zu können. Es ist die Chance für mich, mich mit den besten Athleten des Landes zu messen und zu sehen, wo ich stehe.“


Die Pflicht erfüllt, aber nicht mehr: Lüscher gehört zur 14-köpfigen Delegation des NWSV. Sein Ticket sicherte er sich mit vier Kranzgewinnen in der laufenden Saison (Solothurn, Aargau, Basel-Land und NWSV-Teilverbandsfest) auf souveräne Art und Weise. Die Pflicht hat er also erfüllt, aber nicht mehr. Denn auch wenn das Schwingerjahr noch nicht zu Ende ist: Die Bilanz des KV-Lehrlings fällt zwiespältig aus. Er weiß selbst, dass ihm der nächste Schritt Richtung Spitze in diesem Jahr nicht gelungen ist und er etwas stagniert hat: „Es war gefühlt eine harte Saison für mich. Es ist mir nicht mehr alles so leicht von der Hand gegangen. Ich hatte gute Feste, dann aber auch wieder Dämpfer. Unter dem Strich hat mir etwas die Konstanz gefehlt.“


Die Selbsterkenntnis ist da: Zu den absoluten Topcracks fehlt Sinisha Lüscher immer noch ein rechtes Stück. „Aber genau dafür trainiere ich hart, um diese Lücke kleiner werden zu lassen. Ich will immer vorwärtsgehen und finde auch gut, dass ich diesen Ehrgeiz habe. Wenn ich an einem Sonntag mal keine Lust auf Training habe, dann weiß ich, dass ich trotzdem ran muss. Denn wenn ich nichts mache, macht es sicher meine Konkurrenz.“


Aber wo ortet er im Sägemehl Verbesserungspotenzial? „Ich hatte in dieser Saison oft mit kleinen, hartnäckigen Verletzungen zu kämpfen. Nichts Gravierendes. Aber ich muss den Winter nutzen, um wieder komplett gesund zu werden“, sagt Lüscher und fügt hinzu: „Ich muss sicher auch punkto Technik einen Schritt nach vorne machen. Gerade gegen Kontrahenten, die sich passiv verhalten und nicht schwingen wollen, muss ich offensive Lösungen finden.“


Der Sonntag in Appenzell bietet für Sinisha Lüscher noch einmal eine gute Chance, für positive Schlagzeilen zu sorgen. Da es keine Kränze zu gewinnen gibt, fällt ein taktischer Aspekt weg und erhöht bei vielen Schwingern die Risikobereitschaft. Die Bühne ist also bereit für den nächsten Schritt des (erst!) 18-Jährigen. Quelle: Zofinger Tagblatt

Bericht: Marcel Kuchta

Bild: Bild: Schumacher/Freshfocus (ZT Online)

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