Marcel Bieri besiegt im Schlussgang des Nordwestschweizer Schwingfests Samuel Schmid.
Als Marcel Bieri am Donnerstagabend ins Schwingtraining ging, da wusste er noch nicht, dass er am Sonntag in Lausen ein Schwingfest bestreiten würde. Der Zuger Eidgenosse war zwar vorgewarnt worden, dass er im Falle eines Forfaits des ursprünglich gemeldeten Schwingerkönigs Joel Wicki zum Handkuss kommen würde. Dass er dann aber tatsächlich am Nordwestschweizer Verbandsfest teilnehmen würde, das erfuhr er erst während besagter Übungseinheit.
Früh genug jedenfalls, um das Krafttraining am Freitagvormittag auf den «Wettkampfmodus» anzupassen. «Hätte ich erst am Freitagmittag erfahren, dass ich am Sonntag schwingen muss, dann wäre ich mit einem Muskelkater angetreten», erzählte der 29-Jährige lächelnd. Ohne geplantes Schwingfest am Wochenende fallen die Krafteinheiten härter aus. So aber verlief die Vorbereitung für den Edlibacher perfekt.
Schwingerkönig Wicki einer der ersten Gratulanten
Das zeigte sich dann am Sonntag in Lausen. Der Start ins Fest gelang Bieri zwar noch nicht nach Wunsch. Gegen den Baselbieter Eidgenossen Lars Voggensperger kam er nicht über einen Gestellten hinaus. Doch danach zeigte der Lehrer einen beeindruckenden Steigerungslauf, den niemand mehr zu bremsen vermochte. Auch nicht Überraschungsmann Samuel Schmid im Schlussgang. Nach 8:30 Minuten holte sich Bieri gegen den Aargauer seine fünfte Maximalnote in Serie und durfte sich als verdienter Festsieger feiern lassen.
Zu den ersten Gratulanten gehörte Schwingerkönig Joel Wicki, der es sich trotz seiner verletzungsbedingten Absage nicht nehmen liess, ans NWSV-Fest zu reisen und so den Organisatoren die Ehre zu erweisen. Wicki verbrachte den Tag auf der Ehrentribüne und durfte seinem Stellvertreter bei dessen eindrücklicher Arbeit zusehen. Einen besseren und erfolgreicheren Ersatz hätte er sich nicht wünschen können. Zeit für grosse Festivitäten blieb trotz Bieris grösstem Erfolg in dessen Karriere allerdings nicht. «Ich muss morgen wieder in der Schule antraben – zum Turnunterricht», erzählte er im Siegerinterview lächelnd. Nach zwei Festsiegen an Zuger Kantonalen (2017, 2021) bedeutet der NWSV-Triumph für den Turnerschwinger einen Meilenstein.
Lüscher hätte bei gestelltem Schlussgang gewonnen
Ein Mutmacher war das Fest in Lausen auch für Sinisha Lüscher, der den Wettkampf auf dem hervorragenden 2. Rang abschloss und damit das beste Ergebnis seiner noch jungen Karriere feiern durfte. Hätten Bieri und Schmid im Schlussgang gestellt, dann hätte der 18-Jährige sogar den Festsieg geerbt. «Ich habe das Duell nicht aus der Nähe verfolgt. Ich war sicher, dass es ein Resultat geben wird», erzählte der Muhener in Solothurner Diensten.
Entsprechend hielt sich auch seine Enttäuschung über den verpassten Triumph in engen Grenzen. «Ich habe ein gutes Fest gezeigt. Aber ich kann mich immer noch steigern», sagte er mit Blick auf seine starke Bilanz von fünf Siegen und einem Gestellten – darunter zwei Erfolge gegen die Eidgenossen Marcel Räbsamen (NOSV) und Patrick Räbmatter. Letztlich wurde ihm das fehlende Resultat im «Halbfinal» gegen Samuel Schmid zum Verhängnis. Lüscher fand gegen den Fricktaler keinen Weg zum Sieg und somit auch nicht jenen in den Schlussgang. Zittern musste hingegen am Ende Patrick Räbmatter. Der Uerkner feierte am Morgen drei Siege und war an der Spitze dabei, am Nachmittag verlor er erst gegen Lüscher und im sechsten Gang gegen Räbsamen. Mit 56,25 Punkten reichte es gerade noch für den Kranz. Weniger erfreulich war der verletzungsbedingte Ausfall von Kaj Hügli (Attelwil), der das Fest vorzeitig abbrechen musste. Quelle: Zofinger Tagblatt
Bericht: Marcel Kuchta
Bild: Claudio Flückiger
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